Julian
 
   
   


 

Das Ende von Julians Sassanidenfeldzug


Es ist eine schöne Tradition, dass Neil am oder um den Dreikönigstag ein besonderes DBMM-Szenario vorbereitet. Die Teilnehmer melden sich an, ohne zu wissen, worauf sie sich einlassen - und werden jedes Mal aufs angenehmste überrascht. Dabei zeigt sich sehr schön, dass DBMM eben nicht nur ein Turniersystem ist, sondern sich auch für größer angelegte Simulationen verwenden lässt, in denen eine historische Schlacht realistisch nachempfunden werden kann. Das war auch die Maßgabe für die Veranstaltung in diesem Jahr, wobei eine Besonderheit dazu kam: Sir Tobi hatte gerade seine zwei langjährigen 28mm Projekte Spätrömer und Sassaniden abgeschlossen, und so wurde ein Gemeinschaftsprojekt daraus: Eine historisches DBMM Szenario im Maßstab 28mm.

Die vorgegebenen Armeen grenzten die Entscheidung bereits ein, letztlich fiel dann Neils Wahl auf den Persienfeldzug von Kaiser Julian. Es handelte sich um eine der größten Militäroperationen der Spätantike, bei der die Römer im Jahr 363 in Persien einfielen. Sie konnten zunächst große Erfolge gegen ihren mächtigen Erzfeind erringen, mussten sich dann aber mangels eines entscheidenden Siegs zurückziehen und wurden von Shapur II. mit einer Strategie der verbrannten Erde konfrontiert: Ohne Vorräte zogen die römischen Marschkolonnen durch entvölkerte Landstriche und wurden fortwährend von sassanidischen Reiterverbänden hart bedrängt, die jede Schwäche erbarmungslos ausnutzten. Bei der Schlacht von Maranga (in der Nähe des heutigen Samarra) gelang es den Römern am 22. Juni 363 nochmals, die Sassaniden in eine offene Feldschlacht zu verwickeln. Sie blieb jedoch weitgehend ergebnislos und bei der anschließenden Fortsetzung des Rückzugs kam es zu mehreren Scharmützeln, bei denen Julian schließlich tödlich verwundet wurde.

Das Szenario war nicht die Schlacht von Maranga selbst, sondern der anschließende Rückzug der Römer. Die Zielsetzung der Römer war es, die Spielfläche (1,8m auf 4,8m) der Länge nach zu durchqueren. Dabei musste es ihnen gelingen, fünf Bereiche mit Vorräten zu erobern (andernfalls würde es zu Hunger und damit zu einer Verschlechterung der Kampffaktoren kommen). Die Sassaniden hatten keine Zielvorgabe und konnten einfach abwarten, ob sich für sie eine Chance bot. Beide Armeen waren in DBMM-Punkten knapp 600 Punkte groß und damit deutlich größer als der Turnierstandard von 400 Punkten. Der römische Oberbefehlshaber Julian wurde von Benno repräsentiert, der sich auf seine zwei engagierten römischen Unterbefehlshaber Gaius alias Florian und Marcus alias Thomas sowie einen (etwas wankelmütigen) arabischen Alliierten Ibn Kulthum alias Neil stützen konnte. Der König der Könige Shapur II. wurde von Jürgen vertreten. Er hatte mit Hormizd alias Tobi einen treuen General und mit Ardashir alias Neil einen wackeren Milizführer, der die Stadt Maranga engagiert verteidigte. Sein Unterbefehlshaber Mundzuk alias Neil, der die Gegner mit einer Horde leichter Reiter aufrollen sollte, hatte jedoch offensichtlich anderweitige dringende Verpflichtungen und blieb der Schlacht aus bis dato noch unbekannten Gründen fern.

Die Schlacht begann mit einem imposanten Aufmarsch der Römer, die ihre beträchtliche Streitmacht in einer langen Marschkolonne aufs Feld führten.

Aufwärts der Straße am anderen Spielfeldrand hatten sie bereits ihren arabischen Verbündeten postiert, um zu kundschaften und zu plündern. Tatsächlich gelang es ihm auch, die ersten beiden Nahrungsdepots, die noch außerhalb der Stadt positioniert waren, kampflos einzunehmen und damit die Römer für den ersten Teil des Marsches mit den bitter benötigten Vorräten zu versorgen.

Während die Römer endlich ihre gesamte Streitmacht auf den Tisch brachten und sich der befestigten und verteidigten Stadt auf ihrer rechten Flanke (im unteren Bild links) näherten...

... kündigten Staubwolken in ihrem Rücken ...

... und auf der linken Flanke das Herannahen der sassanidischen Reiterverbände an.

Die Lage der Römer spitzte sich zu, und es lag noch ein weiter Weg vor ihnen.

Die erste Reaktion der Römer war es, gegen die Gefahr auf der linken Flanke einen Schirm aus leichten Reitern aufzufächern und die schwerere Kavallerie heranzuholen.

Gleichzeitig witterten die sassanidischen Milizen jenseits des Flusses aber reiche Plündermöglichkeiten beim römischen Tross und überschritten daher den Tigris. Die Sassaniden im Rücken (im folgenden Bild rechts hinten) beschränkten sich zunächst darauf, die römische Kolonne zu begleiten und auf ihre Chance zu warten.

Die erste entscheidende Wendung des Tages fand auf der römischen linken Flanke statt (im folgenden Bild rechts unten): Die römischen leichten Reiter von Julian-Benno behindern mit einem kurzen Skirmish die Entfaltung der neu eingetroffenen, durch die Elefanten und irregulären Reiter sehr unbeweglichen Sassaniden von Homizd-Tobi und bringen die Formation durch eine vorgetäuschte Flucht in Unordnung. Gleichzeitig entschließt sich der wankelmütige Araber Ibn Kulthum-Neil, die andere Flanke der Sassaniden zu bedrohen, so dass sich diese plötzlich in zwei Richtungen organisieren müssen.

Auch bei der Stadt kommt es zum Kampf und die sassanidischen Milizen von Ardashir-Neil machen sich mit Erfolg über den römischen Tross her.

Diesen Augenblick nutzt Shapur-Jürgen, um sich gegen den Schluss der römische Marschkolonne zu wenden. Er unterschätzt aber die Geschwindigkeit, mit der die trainierten, regulären Römer die Formation wechseln können, und trifft mit seinen Reitern statt auf die Flanke einer Marschkolonne auf eine von Gaius-Florian sorgsam vorbereitete Schlachtreihe.

Während die Schlachtreihe dem Ansturm Stand hält, machen sich die Römer ihrerseits daran, den Fluss zu überschreiten, um an die in der Stadt gehorteten Vorräte zu kommen (im folgenden Bild links). Denn ihr Magen beginnt hörbar zu knurren und sie bekommen ab jetzt Abzüge bei den Kampfergebnissen.

Anders als sein historisches Vorbild entschließt sich unser Julian-Benno, dass Manövrieren deutlich ungefährlicher ist als Kämpfen, und umgeht mit seiner Reiterei die Sassaniden auf der linken Flanke. Diese bemühen sich immer noch darum, wieder in eine schlagkräftige Formation zu gelangen.

Es kommt zu einem ergebnislosen Stand-off auf der Flanke.

Wie in vielen Unternehmen funktioniert es auch in der römischen Armee am Besten, wenn der Chef nicht da ist. Während Julian-Benno an der Spitze der Kolonne auf und ab reitet, bahnt sich in seinem Rücken eine Entscheidung an: Die Sassaniden zerschellen am soliden Schildwall der Römer von Gaius-Florian, weil Shapur-Jürgen eindrücklich beweist, dass auch eine fähige Hand unfähig würfeln kann.

Der Weg der Römer zum Ziel ist zwar immer noch weit...

...aber der Widerstand wird schwächer. Deshalb ignorieren die Sassaniden von Hormizd-Tobi schließlich die tänzelnden Reiter von Julian und rennen zu einem verzweifelten Angriff gegen die Marschkolonne an:

Auch hier gelingt es den Römern von Marcus-Thomas, blitzschnell einen Schildwall zu organisiseren, und der Oberbefehlshaber Julian-Benno kommt mit seinen Reitern von rechts zu Hilfe. Für die Sassaniden ist es mit einem Wort relativ aussichtslos...

...und deshalb nehmen sie den römischen Tross mit und ziehen sich zurück, um an einem anderen Tag weiterzukämpfen.

Julian-Benno (rechts) ist mit Gaius-Florian (links) sichtlich zufrieden, weil dieser selbstlos den Tag gerettet und die sassanidsche Bedrohung fürs erste gebannt hat, dabei aber dennoch zutiefst bescheiden bleibt.

Shapur-Jürgen (links) und Hormizd-Tobi (rechts) haben zwar heute nicht gewonnen, sonnen sich aber in der Erkenntnis, dass die Römer sowieso auf dem Rückzug sind und dabei eigentlich auch nicht aufgehalten werden sollten.

Marcus-Thomas (rechts) und Neil der Vielgestaltige (links) hatten alle Hände voll zu tun und konnten sich sicher sein, ihren Gästen einen fantastischen Nachmittag geboten zu haben.

So war es ein rundum gelungener Tag, der zwar nicht mit der Plünderung von Maranga, aber doch mit der (nicht weniger gründlichen) Plünderung von Neils Kühlschrank endete, die seine Frau Amanda durch ein ganz köstliches Abendessen arrangierte.

Persönliches Fazit: Es war toll! Neil hat einen wunderschönen Spieltisch aufgebaut und ein spannendes Szenario entworfen, jeder konnte sich mit den großen Figuren austoben und Tobi war stolz wie ein Schneekönig, wie viele Figuren er termingerecht auf den Tisch bringen konnte.

Strategisches Fazit: DBMM 2.0 ist hervorragend geeignet, eine historische Schlacht diesen Maßstabs mit durchweg glaubwürdigen Ergebnissen umzusetzen. Besonders gut kam die hohe Mobilität der regulären Römer gegen die starken, aber unbeweglichen (weil irregulären) Sassaniden zum Ausdruck.

Finales Fazit: So was machen wir bald wieder! Die nächsten 28mm - Armeen sind schon in Planung ;-)