Spieltisch-Matte
 
   
   
 
Spieltisch-Matte 1,5m * 2,4m


Vor wenigen Wochen habe ich mir meinen langjährigen Wunsch erfüllt und einen selbt konstruierten Spieltisch gebaut. Er kann in den Größen 1,2m*1,5m und 1,2m * 1,8m sowie 1,5m * 2,4m aufgebaut werden. Beizeiten werde ich vielleicht mal mehr über diesen Tisch schreiben, heute will ich die Spielmatte vorstellen, die ich dafür an diesem Wochenende gebaut habe.

Sie ist für die große Spieltisch-Variante ausgelegt und mit 1,5m * 2,4m die größte Matte, die ich bisher gebaut habe. Sie funktioniert nach dem gleichen System und Prinzip wie meine anderen Matten, die ich bereits vorgestellt habe. Dieses Mal habe ich aber eine deutlich günstigere Methode gefunden und mir die Leinwand am laufenden Meter von Boesner gekauft - ein sehr fairer Preis und eine sehr gute Qualität (das Material heißt "Pablo" und kostet umgerechnet auf die Größe etwa 25 Euro).

Zunächst habe ich die Matte auf die erforderliche Größe zugeschnitten. Dabei ist mir ein Fehler unterlaufen, weil ich sie an einer Seite zu wenig überlappen ließ - das sieht man dann hinterher, weil sie an einer Schmalseite ein wenig vom Tisch sehen lässt. Schade, aber nicht tragisch. Für die Zukunft weiß ich: An allen Seiten genug Material überlappen lassen, weil es sich beim Trocknen des Acryls stark zusammenzieht.

Um die Matte zu fixieren habe ich sie an fünf Stellen mit langen Metallstiften im Tisch verankert. Damit das Gewebe nicht aufreißt oder ausfranst wurde das Loch mit einer Karosseriescheibe verstärkt, die mit Pattex auf das Gewebe aufgeklebt wurde.

Diese Fixation hat sich sehr gut bewährt - erstens verschiebt sich die Matte nicht bei der Bearbeitung, zweitens liegt sie im fertigen Zustand vollständig plan auf dem Tisch auf und wellt sich nicht. Wenn man dem Gelände Volumen geben will (s.u.) kann man die Stifte einfach ein wenig anheben, dann gibt es genug Raum unter der Matte um Styropor o.ä. unterzuschieben.

Der nächste Schritt ist das Anrühren der Geländemasse. In einem Eimer habe ich in dreimal jeweils 2 Tuben Acryl, etwa 250ml leicht mit Wasser verdünnte Acrylfarbe (Lukas) in unterschiedlichen Brauntönen und ca. 3kg Papageiensand von Hand verrührt (für diesen Arbeitsschritt empfehle ich dringend die Verwendung von Einmal-Handschuhen) und in großen Klecksen über die Matte verteilt. Nachdem genug Kleckse auf der Matte waren, habe ich das Material in kreisenden Handbewegungen geglättet. Dieser Arbeitsschritt ist zeitkritisch: Einerseits darf man nicht zu grob arbeiten, weil man sonst die Spuren der Hände und den Abdruck der Finger in der Bodenstruktur sieht. Andererseits darf man sich nicht zu viel Zeit lassen, denn wenn das Acryl trocknet haftet hinterher der Streu nicht mehr darauf. Bei kleineren Matten ist das kein Problem, bei dieser Größe artet es wirklich in Stress aus. Mit Spachteln arbeiten bewährt sich übrigens nach meiner Erfahrung nicht: Die Masse bleibt sonst einfach am werkzeug kleben.

Möglichst schnell im Anschluss kommt die Flockage/ der Streu. Dazu habe ich alles, was ich in letzter Zeit an Streu gekauft hatte, aufgebracht. Ich wollte eine Matte, die nicht zu grün ist, um sie gut als karges Land z.B. in der Steppen Rußlands, in den Pyrenäen-Ausläufern in Spanien oder in Anatolien/Syrien verwenden zu können. Also habe ich vor allem viele Brauntöne als Streu aufgebracht. Das sieht man auf dem Foto nicht so gut, weil anschließend das Grün aufgebracht wurde - und das überdeckt das darunterliegende Braun. Nach Entfernung des überschüssigen Streus sieht man es dann besser. Die beste Methode, das Streu aufzubringen, ist: In die Luft werfen. Das gibt eine ziemliche Sauerei, aber es verteilt sich sehr natürlich über die Platte. Wichtig ist bei diesem Schritt das Tragen einer Staubschutz- oder Atemmaske.

Anschließend kann man nochmals sachte auf das Streumaterial klopfen, um es besser mit dem Untergrund zu verbinden. Nun braucht man Geduld (die ich im Regelfall nicht habe), denn man muss das Acryl trocknen und abdampfen lassen. Also: Fenster auf, Raum verlassen, was anderes tun (in meinem Fall Rasen mähen, Rosen schneiden und Unkraut jäten).

Nach ein paar Stunden (je mehr desto besser) kann man das überschüssige Streumaterial entfernen. Bei den kleineren Matten geht das gut, indem man die Matte hochhebt und abschüttelt (Boden vorher mit Zeitung abdecken). Bei dieser Größe geht das nicht mehr. Also habe ich den Staubsauger genommen, und zwar mit dem kleinen Bürstenkopf, der für Autositze gedacht ist, und eingestellt auf eine schwache Saugstufe.

Anschließend werden die überschüssigen Ränder mit einem Messer abgeschnitten (vorsicht, immer von sich wegschneiden - Leinwand blockiert manchmal beim Schneiden und reißt dann ganz plötzlich wenn man den Druck erhöht - da sind andernfalls böse Unfälle vorprogrammiert) und die Schnittstellen werden mit Farbe kaschiert.

Wenn einem die Beflockung noch nicht gefällt, kann man verdünnten Weißleim (z.B. Ponal) mit einem Pump-Sprüher aus dem Friseurbedarf aufsprühen und den gewünschten Flock aufbringen, anschließend wird wieder das überschüssige Material entfernt. Dann ist die Matte fertig.

Prima bei diesen Matten ist, dass man die langweilige Fläche sehr gut in ein Relief verwandeln kann, indem man einfach dünne Platten Styropor oder Styrodur unter die Matte schiebt. So entsteht eine sehr natürliche Hügellandschaft.

Die Matte lässt sich hervorragend rollen und wiegt ziemlich ganu 8 kg. Auch beim Auflegen auf den Tisch erweisen sich die Verankerungen als sehr hilfreich: Man befestigt die Matte an der Schmalseite und kann sie dann kerzengerade ausrollen ohne sich um Schräglagen o.ä. kümmern zu müssen.

Und hier das Ganze mit Figuren:

Noch ein Wort zum Schluss: Um so eine Matte zu bauen eignen sich Tage am besten, an denen die beste Ehefrau von allen (bzw. je nach gewählter Regierungsform auch die Freundin oder die Eltern) für längere Zeit außer Haus sind. Denn: Es wird alles sensationell schmutzig, und das Aufwischen der Acrylflecken und das Zusammenkehren von Streu und Leinwand-Fusseln sind Dinge, die man besser ohne die Hintergrundgeräusche der verschiedenen Ausdrucksformen von Horror und Panik erledigt :-)

Das nächste Projekt (sobald meine liebe Frau mal wieder unterwegs ist): Eine große Wüstenplatte. Hm......